Ob klassisches Vanille- und Schokoladeneis oder exotischere Sorten wie Salzkaramell-Brownie- oder Erdnussbutter-Cookie-Eis: Für viele gehört ein leckeres Eis einfach zum Sommer. Wer eine pflanzliche Variante ohne Milch und Sahne wünscht, findet mittlerweile eine große Auswahl im Supermarkt. Aber wie sind diese Eissorten zusammengesetzt und sind sie weniger klimaschädlich? Die Verbraucherzentrale NRW hat für ihre aktuelle Marktstichprobe etwas genauer hingeschaut und verrät, was wirklich in den bunten Kartons aus dem Tiefkühlfach steckt.
Im März waren die Ernährungsfachleute der Verbraucherzentrale NRW wieder in Supermärkten, Discountern und Biomärkten unterwegs. Insgesamt 53 cremige, vegane Eis-Alternativen kamen unter die Lupe, davon ein Drittel Bioprodukte. Die Expert:innen bewerteten die Zusammensetzung, die Kennzeichnung, Nachhaltigkeitsaussagen und den Preis der Eisprodukte ohne tierische Bestandteile wie Milch oder Sahne.
Zusatzstoffe und Aromen: Bio ist meist besser
Die pflanzlichen Eis-Alternativen beinhalten neben einer Vielzahl verschiedener Zuckerzutaten oft pflanzliche Fette wie Kokosfett und Ersatzzutaten wie Mandeln, Hafer oder Lupinen. Es können zudem bis zu neun Zusatzstoffe und drei Aromen pro Produkt enthalten sein. Ähnlich viele verschiedene Zusatzstoffe können sich auch in Speiseeis mit Milch oder Sahne befinden. „Hier empfiehlt sich ein Blick in die Zutatenliste oder ein Griff zu Bioprodukten, die meist mit weniger Zusatzstoffen und Aromen auskommen“, erklärt Nora Dittrich, Referentin für Ernährung bei der Verbraucherzentrale NRW.
Große Unterschiede beim Zucker- und Fettgehalt
Auch veganes Eis gehört zu den Süßigkeiten. Wer eine aus gesundheitlicher Sicht bessere Wahl treffen möchte, sollte sich die Nährwerttabelle etwas genauer anschauen. Der Marktcheck zeigt große Unterschiede beim Kalorien-, Fett- und Zuckergehalt, so dass sich der Vergleich lohnt. Manches Eis enthält pro 100-Gramm-Portion – das sind etwa ein bis zwei Kugeln Eis – schon rund die Hälfte der für Erwachsene maximal empfohlenen, täglichen Zuckermenge von 50 Gramm. Viele Produkte kommen hier aber auch deutlich besser weg.
Schöne Werbebegriffe statt klarer Informationen
Die Mehrheit der geprüften Produkte wurde gut sichtbar als „vegan“ auf der Vorderseite bezeichnet – aber eben nicht alle. Einige Eisprodukte geben diese Information nur auf der Rückseite der Verpackung oder verwenden rechtlich undefinierte Begriffe wie „plant based“ oder „pflanzlich“. „Für eine bewusste Wahl beim Einkauf sollten nach unserer Ansicht vegane Ersatzprodukte schon auf der Vorderseite die definierte Angabe ,vegan‘ angeben“, unterstreicht Dittrich. „Außerdem sollte die prozentuale Menge maßgeblicher Ersatzzutaten auf den ersten Blick erkennbar sein.“ Auf vielen Verpackungen werden zwar auf der Vorderseite Ersatzzutaten wie Lupinen oder Kokosmilch angegeben, nur ausnahmsweise wird aber zusätzlich deren Anteil im Produkt ergänzt. So werben manche Firmen zum Beispiel mit einer Mandelbasis, letztlich sind aber nur drei Prozent Mandelmark enthalten – dafür aber viel Kokosfett. Zudem sind Werbeaussagen wie „100% natürlich“, oder „natürliche Zutaten“ nicht geschützt. Diese Eisprodukte können trotzdem lange Zutatenlisten aufweisen oder zugesetzten Zucker, Zusatzstoffe und Aromen enthalten.
Klimavorteile nicht nachvollziehbar
Wem Umwelt- und Klimaschutz wichtig sind, der liegt bei pflanzlichem Eis in der Regel richtig. Denn durch den Verzicht auf Milch und Sahne können vegane Produkte eine bessere Klimabilanz vorweisen. Schlagworte wie „klimaneutral“ oder „negative CO2-Bilanz“ sind allerdings nicht hilfreich, wenn die Information fehlt, wie dies erreicht wurde. Ebenfalls im Dunkeln bleibt meist die Herkunft der Zutaten. „Zumindest für die maßgeblichen ersetzenden oder mengenmäßig bedeutenden Zutaten wäre dies nützlich, denn viele Menschen wünschen möglichst kurze Transportwege, wie beispielsweise Soja aus Europa statt aus Übersee. Hier sollten die Hersteller nachbessern“, fordert Dittrich.
Preise schwer vergleichbar
Die Preise für die veganen Eisangebote variieren stark: Das Kilo kostete im Überprüfungszeitraum zwischen 6 und 26 Euro. Umfassende Preisvergleiche waren allerdings nur bei Produkten möglich, die ihre Füllmenge sowohl in Gramm als auch in Millilitern ausweisen. Der Grund: Eis wird durch den oftmals enthaltenen Lufteinschlag cremig, wirkt aber bei einer Füllmengenangabe in Litern preislich günstiger und weniger kalorien-, zucker- oder fettreich als bei einer Gewichtsangabe in Kilogramm.
Das Fazit der Verbraucherschützer: „Ein Blick auf die Nährwerttabelle und Zutatenliste gibt Aufschluss über die konkrete Zusammensetzung“, sagt Nora Dittrich. „Insgesamt ist ein gelegentlicher Eisgenuss im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung aber völlig in Ordnung.“
Weiterführende Infos und Links:
Mehr zum Marktcheck unter: www.verbraucherzentrale.nrw/veganes-eis
(Text- und Bildquelle: Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V.)