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Gutachter haben im Hauptgebäude des Reinhard-Mohn-Berufskollegs eine Belastung durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) nachgewiesen. Die Schulgemeinschaft wurde am 19. Dezember auf einer Informationsveranstaltung über den Befund und das weitere Vorgehen informiert. Es besteht kein sofortiger Handlungsbedarf. Die PCB-Belastung, die ein Gutachter ermittelt hat, wird in der PCB-Richtlinie als nicht unmittelbar gesundheitsgefährdend eingestuft. In der Richtlinie gibt es vier Belastungsstufen: Unterhalb des Vorsorgewerts (unterhalb von 300 Nanogramm pro Kubikmeter), Vorsorgewert (unter 3.000), Interventionswert (über 3.000) und Nutzungsverzicht. Das beauftragte Gutachterbüro hat diese vier Stufen in ein Ampelsystem übertragen: Grün, Gelb, Orange und Rot. Im Berufskolleg liegen die Werte in einer Reihe von Räumen im gelben Bereich. Das bedeutet, eine Sanierung in drei bis fünf Jahren ist anzuraten. Allerdings, und das wurde auf der Informationsveranstaltung im Berufskolleg deutlich, gibt es Empfehlungen, für bestimmte Personengruppen niedrigere Werte anzusetzen. So ist im Entwurf des Mutterschutzgesetzes ein Grenzwert von 300 Nanogramm pro Kubikmeter als noch zulässiger wert am Arbeitsplatz aufgeführt. Daher hat der Kreis Gütersloh als Schulträger auch Sofortmaßnahmen veranlasst, um die Werte zu drücken.
„Unser Ziel heute ist es, die betroffenen Personengruppen aus den unterschiedlichen Perspektiven bestmöglich zu informieren“, so Oberstudiendirektor Michael Kintrup, der Schulleiter des Reinhard-Mohn-Berufskollegs. Schulleitung, der Kreis Gütersloh als Schulträger, das Gutachterbüro, der zugeschaltete Arbeits-, Sozial- und Umweltmediziner Prof. Dr. Thomas Kraus (Uniklinik RWTH Aachen) und weitere Fachleute informierten die Schulgemeinschaft in dem Berufskolleg. „Es ist nicht dramatisch“, meint der Umweltmediziner Kraus, der schon viele solcher Verfahren begleitet hat gerade mit Blick auf deutlich höher belastete Gebäude andernorts. „Aber es wäre unseriös zu sagen, es ist kein Problem.“
Die Gutachter des Ingenieurbüros Wessling (Altenberge) stellten auf der Schulveranstaltung die Ergebnisse der Untersuchungen vor, sie waren vom Kreis Gütersloh als Schulträger mit den Messungen beauftragt worden. Auch wenn kein sofortiger Handlungsbedarf besteht, gibt es empfehlenswerte Sofort-Maßnahmen, um die PCB-Werte zu senken. „Das Wichtigste ist ein gutes Lüftungsregime“, beton Prof. Dr. Kraus. Zusätzliche CO2-Ampeln, die helfen sollen, das regelmäßige Lüften zu gewährleisten, sind bereits bestellt. Eine laut Prof. Dr. Kraus weitere hilfreiche Sofortmaßnahme: Der Kreis Gütersloh hat eine Grundreinigung veranlasst, weil PCB ‚ausgast‘ und sich auch in anderen Stoffen und auf Oberflächen finden lässt. Man spricht in diesem Zusammenhang von der Primärkontamination und der Sekundärkontamination. PCB gilt als krebserregend und erbgutverändernd. Die Werte in der PCB-Richtlinie seien so gewählt, dass gesunde Personen sich im konkreten Fall, also bei der Stufe Gelb, in dem Schulgebäude zum Schulbetrieb aufhalten können, ohne sich zu gefährden. In den allermeisten Räumen lagen die Werte unterhalb von 1.000 Nanogramm/Kubikmeter (ng/m³) Raumluft, lediglich in drei Räumen darüber. Erst ab 3.000 Nanogramm pro Kubikmeter – Stufe Orange – besteht sofortiger Handlungsbedarf laut PCB-Richtlinie. Zu beachten ist bei den Messwerten, dass sie bei warmen Außentemperaturen höher sind als in der kalten Jahreszeit. Die jetzt bei der Versammlung vorgestellten Messungen stammen von Ende Juli, Oktober und Dezember.
Als Primärkontamination haben die Gutachter die Fugen der Waschbetonfassade des Hauptgebäudes ausgemacht. In den Altgebäuden fanden sich keine höher PCB-belasteten Materialien. Dort fanden die Gutachter eine PCB-haltige Heizungsfarbe, die aber keine höher belastetet Primärquelle ist wie die Fugen der Fassade am Hauptgebäude. Im Rahmen des weiteren Monitorings werden auch in diesen Gebäudeteilen Raumluftmessungen vorgenommen. Aufgabe sei es jetzt, eine Planung für eine ganzheitliche Sanierung zu machen. Mittelfristig steht wegen der Sekundärkontamination eine Generalsanierung des Hauptgebäudes an. Der Kreis Gütersloh wird zudem im ersten Quartal 2023 sämtliche in seiner Trägerschaft befindlichen Schulen auf mögliche PCB-Belastungen prüfen.
Die Gebäudewirtschaft wird zudem Luftwäscher anschaffen, die in allen Räumen zum Einsatz kommen, in denen die Messwerte über 300 Nanogramm pro Kubikmeter Raumluft liegen. Rund 50 dieser Luftwäscher sollen aufgestellt werden, in Klassenräumen jeweils zwei. 300 Nanogramm ist auch die Grenze, die in Räumen eingehalten werden sollte, in denen beispielsweise Schwangere arbeiten. Bis zum Start der Sanierung wird es regelmäßig Kontrollmessungen geben. Der Kreis Gütersloh hat die nun vorgestellten Messergebnisse aus dem Hauptgebäude samt Lageplan im Internet veröffentlicht: www.kreis-guetersloh.de/pcb
(Text- und Bildquelle: Referat Presse – Kreis Gütersloh)