Pandemie-Projekt ‚Brückenbauer‘: Brücken zu Migranten bauen

Brückenbauer Gruppe: (v.l.) Cemil Sahinöz (Integrationsagentur DRK und Brückenbauer), Laura Fortkord (Abteilung Gesundheit des Kreises), Dr. Norbert Kreutzmann (Leiter Bildungsbüro), Dr. Michael Hanraths (ärztlicher Leiter Impfzentrum), Seyfullah Korkmaz (Imam), Arif Sönmez (Brückenbauer und im Vorstand des Türkisch-Islamischen Kulturvereins Rheda-Wiedenbrück) und Zübeyde Davulcu (stellvertretende Vereinsvorsitzende des Türkischen-Islamischen Kulturvereins) bei der ersten Präsenzveranstaltung des Projektes ‚Brückenbauer‘ (Foto: Kreis Gütersloh).

Die Türen der Moschee stehen offen, draußen steht ein Tisch vor der Tür, eine junge Kreismitarbeiterin macht die 3G-Kontrolle. Der große Gebetsraum ist mit vielen einzelnen Teppichen zu einer großen Fläche ausgelegt. Auf dem Boden sitzen rund 30 Menschen im Schneidersitz, die gespannt nach vorne zum Rednerpult blicken. „Es freut mich, dass wir uns neun Monate nach Projektstart persönlich begegnen können“, so Dr. Norbert Kreutzmann, Leiter des Bildungsbüros des Kreises, bei der Begrüßung aller Gäste. Das Kommunale Integrationszentrum (KI) und die Abteilung Gesundheit haben das Projekt ‚Brückenbauer‘ Ende 2020 ins Leben gerufen. Dabei sollen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mit Blick auf die Corona-Pandemie gezielter aufgeklärt und unterstützt werden. Vergangene Woche konnte die erste Präsenzveranstaltung stattfinden.

Als Gastgeber stellte der Türkisch-Islamische Kulturverein Rheda-Wiedenbrück seine Moschee zur Verfügung. Eingeladen waren Brückenbauer: Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, die eine Verbindung zwischen Einrichtungen im Gesundheitswesen und Zugewanderten schaffen, bei denen sprachliche und kulturelle Barrieren bestehen. Die mittlerweile neunte Veranstaltung konnte erstmalig in Präsenz stattfinden. Themen waren die Coronaschutzimpfung, Infektionsschutz und Quarantäne, psychosoziale Folgen der Corona-Pandemie und Migrantenorganisationen. Als Referenten waren unter anderem Prof. Dr. Klaus-Thomas Kronmüller, ärztlicher Direktor des LWL-Klinkums, und Dr. Michael Hanraths, ärztlicher Leiter des Impfzentrums, vor Ort. In den Gesprächsrunden klärten sie in Kleingruppen über ihre Themen auf, beantworteten Fragen und kamen mit den Brückenbauern ins Gespräch.

Wann muss ich in Quarantäne? Wer unterstützt mich in dieser Zeit? Wie kann ich das Infektionsrisiko für mich minimieren? Bei Austauschtreffen mit dem Kommunalen Integrationszentrum und der Abteilung Gesundheit werden Probleme und Fragen geklärt, damit diese von den Ehrenamtlichen an die Zielgruppe der Migranten weitergegeben werden können. „Als Repräsentanten der kulturellen Gemeinschaften oder als Mitarbeitende in den Fachdiensten für Migranten, als Sprachmittler oder Gesundheitsmediatoren wissen Sie am besten, wie diese Menschen erreicht werden können. Sie kennen ihre Ängste und ihre Sorgen und deshalb war es uns möglich immer mehr Menschen zu erreichen und aufzuklären“, so Dr. Kreutzmann.

Seit Projektstart sind mit finanzieller Unterstützung des Gesundheitsministeriums NRW verschiedene Aktionen umgesetzt worden, wie zum Beispiel ein mehrsprachiges Informationsblatt zu allen Fragen rund um das Thema Corona. Per QR-Code werden Interessierte zu den jeweiligen Internetseiten weitergeleitet. Bei einer digitalen Informationsveranstaltung klärte eine rumänisch-sprachige Ärztin über das Coronavirus auf. Bernhard Riepe, Leiter des Impfzentrums des Kreises, stellte den Impfbus Ende Juli vor. Ein Blick in die Zukunft: „Diese zusätzlichen Kontakte werden uns auch in vielen anderen Fragen noch von großem Nutzen sein“, teilte Kreisdirektorin Susanne Koch den Mitgliedern im Kreisausschuss mit, als das Projekt vergangenen Mittwoch kurz vorgestellt wurde.

Zum Thema: Das Projekt ‚Brückenbauer‘ startete im Dezember 2020 und wird gemeinsam vom Kommunalen Integrationszentrum und der Abteilung Gesundheit umgesetzt. Brückenbauer sind ehrenamtlich tätige Menschen aus Migrantenorganisationen, Beratungsdiensten, aus dem Sprachlotsenpool und MiMi-Projekt des Kreises sowie aus anderen Institutionen, die nah an der Zielgruppe sind. Dabei sollen möglichst alle Kommunen und verschiedene kulturelle Gruppen vertreten sind. Bei Austauschtreffen kann das KI und die Abteilung Gesundheit Informationen direkt an die Ehrenamtlichen und Vertreter der Beratungsdienste vermitteln. Die Brückenbauer können die Themen gezielt in ihren Communities platzieren und damit zur Aufklärungsarbeit beitragen. Bei Einzelfällen oder lokalen Ausbruchgeschehen werden die Brückenbauer nach direkter Anfrage von der Abteilung Gesundheit eingesetzt.

 

(Text- und Bildquelle: Referat Presse – Kreis Gütersloh)