Kampagne lenkt Blick auf Tabuthema: „Gewalt kommt nicht in die Tüte“

Die Bäckerei Wilhalm beteiligt sich an der Aktion. V.l.n.r.: Marina Schomburg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Harsewinkel, Tim Strotjohann von der Bäckerei Wilhalm, Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide und Michael Wilhalm.

Mit der „Aktion Brötchentüte“ soll sensibilisiert und Betroffenen der Weg zu professioneller Hilfe gewiesen werden

Nicht mit Flyern und Plakaten, sondern mit einem Aufdruck auf Brötchentüten, die Tag für Tag über die Ladentheken von Bäckerein gehen, wird auf etwas aufmerksam gemacht, das ebenso alltäglich zu sein scheint, wie der Einkauf von Brot und Semmeln: Auf Gewalt gegen Frauen – einem Thema, das von großen Teilen der Gesellschaft nach wie vor mit einem Tabu belegt wird.

„Daher ist es umso wichtiger, deutlich darauf hinzuweisen, dass viele Frauen Gewalterfahrungen machen und zwar unabhängig von der sozialen Schicht, dem Bildungsgrad oder dem kulturellen Hintergrund “, so Marina Schomburg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Harsewinkel. Laut Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) waren im Jahr 2018 81,3 Prozent der Gewaltopfer innerhalb einer Partnerschaft Frauen. In Deutschland wird jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Weitere Studien belegen, dass jede dritte Frau von Gewalt betroffen ist.

Besonders tragisch sei der Umstand, dass die meisten Fälle von Gewalt gegen Frauen im häuslichen Umfeld stattfänden, so Schomburg weiter. Das eigentlich als Rückzugsort dienende Zuhause würde so zu einem Ort der Gewalterfahrung. Die Corona-Pandemie verschärfe die Situation zusätzlich: Dies würde durch die steigenden Zahlen von Frauen deutlich, die entsprechende Hilfsangebote wahrnehmen oder sich an Frauenhäuser wenden.

Mit der „Aktion Brötchentüte“, die von den Gleichstellungsbeauftragten des Kreises zusammen mit dem Club Soroptimist International Gütersloh organisiert wurde, soll für das Thema sensibilisiert und Betroffenen der Weg zu professioneller Hilfe gewiesen werden. Auf den Brötchentüten, die ab dem kommenden Mittwoch in Bäckereien in Marienfeld, Greffen und Harsewinkel über die Verkaufstheken gehen, ist das Kampagnen-Motto „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ deutlich lesbar aufgedruckt.

Aufgeführt sind außerdem Telefonnummern von Beratungs- und Hilfsstellen, an die sich die Frauen in den entsprechenden Situationen wenden können. „Mit der Aktion Brötchentüte wollen wir das Thema stärker ins Bewusstsein bringen: Menschen, die Gewalt an Frauen beobachten, sollen nicht wegschauen, sondern Hilfe anbieten und unterstützen, betroffene Frauen sollen sich trauen, die bestehenden Hilfsangebote anzunehmen – nur so können weitere Gewalttaten verhindert werden“, so die Gleichstellungsbeauftragte.

Info

Seit 1981 machen Menschenrechtsorganisationen jedes Jahr am 25. November auf das Thema Gewalt gegen Frauen aufmerksam. 1999 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 25. November zum „Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Frauen“. Der Gedenktag geht zurück auf die Ermordung von drei Schwestern in der Dominikanischen Republik im Jahr 1960. Wegen ihres Widerstandes gegen den Diktator Trujilo wurden sie vom militärischen Geheimdienst gefoltert und getötet. Der Tag wird von vielen Organisationen genutzt, um weltweit auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. In dem Zusammenhang steht auch eine Fahnenaktion von Terre des Femmes, an der sich in diesem Jahr auch die Stadt Harsewinkel beteiligt.

 

(Text- und Bildquelle: Stadt Harsewinkel)