In den nächsten 7-10 Jahren wird sich kein stromerzeugendes Windkraftrad zusätzlich drehen! Harsewinkel verliert den Anschluss – die Energiewende ist gestorben!

Wenn besorgte Schüler und Jugendliche kritisch fragen, warum verantwortliche Erwachsene so handeln, wie sie handeln: Manchmal schizophren und unverantwortlich. Oder liegt es daran, dass die Bürgerinnen und Bürger die Politik und uns Kommunalpolitiker nicht mehr verstehen, weil zu entscheidende Sachverhalte schlichtweg zu kompliziert, zu unverständlich diskutiert und erklärt werden? Wenn wir in der Kommunalpolitik den Blick für´s eigentlich Wesentliche verlieren und uns im klein-klein verstricken und Außenstehende bei einer Ratssitzung inhaltlich nicht mehr folgen können…

Bei der letzten Ratssitzung vor den Herbstferien wurde es mal wieder deutlich: Da ging es um die grundlegende Entscheidung, wie es mit der Windenergie in Harsewinkel, Greffen und Marienfeld in Zukunft weiter gehen sollte. Ob ein in den vergangenen Jahren eingeschlagener, langwieriger, komplexer (Verfahrens-) Weg (= Fortsetzung des Flächennutzungsplanverfahrens) zu Gunsten eines einfacheren, schnelleren Entscheidungsweges (= der Kreis Gütersloh (!) als lokale Genehmigungsbehörde genehmigt dort stromerzeugende Windräder, die nach den Vorgaben des Baugesetzbuches zulässig sind) unterbrochen werden sollte. Oder eben nicht.

Juan Carlos Palmier

Um sich die Blöße nicht geben zu müssen, nämlich mit der AFD in Harsewinkel Hand in Hand zu paktieren und den jahrelang andauernden Verfahrensweg für weitere viele Jahre zu verlängern (ohne das in der Zeit auch nur ein einziges Windrad gebaut werden würde), entschied man sich bei der Ratssitzung auf Antrag der CDU-Fraktion für eine geheime Abstimmung. Mit dem verfolgten Ziel, eine schnellere, pragmatische Umsetzung der Windenergie vor Ort zu verhindern. Diese Verhinderungstaktik ist der CDU, FDP und AFD erfolgreich gelungen. Die vollmundigen Lippenbekenntnisse, man sei für die Förderung der Windkraftenergie vor Ort, wirkt dabei wenig glaubwürdig, weil sich nämlich in den letzten Jahren hier faktisch wenig „gedreht“ hat, trotz sich zuspitzender Klima- und  Energiekrise.

So werden sich auch in den kommenden 7-10 Jahren ganz sicher keine neuen stromerzeugenden Windräder in unserer Mähdrescherstadt drehen.

Eine fatale Entscheidung, denn es gibt keine andere nur annähernd günstigere und umweltverträglichere Stromerzeugung als den eigenen Strom vor den eigenen Stadttoren mit Hilfe von Windenergie (und Photovoltaik) zu erzeugen. Weit draußen auf den Feldern und landwirtschaftlichen Flächen. Unsere weitläufige Landschaft bietet dafür viel Raum, Potential ohne irgendjemanden in die Quere zu kommen, ohne irgendjemanden zu stören.

Eine win-win-Lösung für alle.

Und kluge Bauern wissen nur zu gut, welche Chancen, Vorteile und lohnenswerte Kosteneinsparungen sich mit den alternativen, erneuerbaren Energien bieten. Sehr viele landwirtschaftliche Betriebe in unserer Stadt nutzen schon seit vielen Jahren auf ihren Dächern Photovoltaik-Anlagen. Vorbildlich!

Doch warum ist der Widerstand in Harsewinkel so groß?

Der Widerstand geht dabei von einer relativ kleinen Gruppe aus, die ihren Willen zum finanziellen Nachteil allen anderen Harsewinkeler Verbrauchern aufdrückt. Eine sehr kleine Minderheit von Windkraftgegnern gibt den Ton an und verhindert die Energiewende vor Ort. Eine kleine Minderheit zwingt uns alle höhere Strompreise zu bezahlen als wir eigentlich müssten. Warum eigentlich?

Weil wir befürchten müssen, dass wieder eine Großdemo mit 6 Demonstranten vor dem Rathaus protestiert?

Die große Mehrheit der Harsewinkeler Bevölkerung befürwortet nämlich Windkraftenergie in Harsewinkel, Greffen und Marienfeld. Diese Mehrheit, gut 3/4 der Bevölkerung Harsewinkels, ist bloß leiser in ihrer Meinung, in ihrem Auftreten.

In Kooperation mit unserem eigenen Stadtwerk und der beteiligenden Option von einer Bürger-Energie-Genossenschaft profitiert jeder Einzelne von dem zügigen, moderaten Ausbau der Windkraftenergie vor Ort – da wo es gesetzlich geordnet möglich ist – durch günstige Strompreise für Privathaushalte, weiter gedacht aber auch für unsere heimischen Wirtschaftsunternehmen. Schon wenige Windkraftanlagen tragen nicht nur bis zur 100% Versorgungssicherheit und bis zur 100% Unabhängigkeit bei, sondern, dass wir quasi den gesamten privaten Stromverbrauch in unserer Mähdrescherstadt in Zukunft nicht mehr von außen, von anderen renditeorientierten Anbietern beziehen müssen. Eine komplette Selbstversorgung unserer Privathaushalte mit günstigem Strom ist mit nur 3-4 zusätzlichen Windkraftanlagen ist realistisch möglich.

In einer Zeit der weltweiten Energiekrise sind das doch praktikable und lukrative Lösungsansätze, um schnell und bezahlbar aus der Energiekrise in Harsewinkel zu kommen.

Schüler und Jugendliche fragen mich daher zu Recht, was bei diesen vielen logisch nachvollziehbaren Vorteilen nicht zu verstehen ist? Strommasten stehen doch auch in der Landschaft rum und stören keinen. Am wenigsten Bauern. Worauf warten wir noch?

Juan Carlos Palmier – Ratsherr und stellvertr. Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen Harsewinkel