„Sehr geehrte Damen und Herren, eher zufällig sind wir aufmerksam geworden auf die Beschlussvorlage zur Sitzung des Stadtrates am 28.09.2022. Offenbar hat die Stadtverwaltung die bisherige Praxis aufgegeben betroffene Gruppen über Entscheidungsvorlagen, die sie betreffen vorab zu informieren.
Die Verwaltung empfiehlt dem Rat zur Umsetzung der Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung (EnSikuMav) u.a. die Sperrung und das Abstellen der Duschen an den städtischen Sportstätten. Ausgenommen hiervor soll lediglich das Schwimmbad sein.
Das EnSikuMav dient eigentlich dazu Energieeinsparungen an Innenraumarbeitsplätzen zu regeln. Dazu findet sich aber eher wenig im Beschlussvorschlag.
Die Duschen an den Harsewinkeler Sportstätten werden von Sportlerinnen und Sportlern genutzt, nachdem sie dort Sport getrieben haben.
Wir bezweifeln, dass die Sperrung der Duschen den Energieverbrauch verringert. Natürlich spart die Stadt Harsewinkel Energie und Geld, aber duschen werden diese Sportlerinnen und Sportler doch (hoffentlich) trotzdem. Der Energieverbrauch wird nur verlagert. Der Energieverbrauch dürte sogar höher werden, denn geduscht und abgetrocknet lässt der Heimweg vom Sport gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad absolvieren, aber durchgeschwitzt und abgekämpft holt man sich doch so nur einen Schnupfen. Da nimmt man lieber gleich das Auto zum Sport. Eine Sportmannschaft gemeinsam unter der Dusche verbraucht doch weniger Energie, als wenn jeder Einzelne zuhause Licht und Dusche anstellt. Die Verweildauer in der heimischen Dusche dürfte auch höher sein, als in einer Gruppendusche.
Die Begründung der Verwaltung (Es ist zu vermuten, dass zur Vermeidung privater Kosten die (städtischen) Duschen häufiger und länger genutzt werden als bisher) ist mal wieder (und aus langer Erfahrung sage ich „mal wieder“) eine dieser pauschalen und wie ich finde beleidigenden Unterstellungen, die ohne jeglichen Beleg in die Welt gesetzt werden. Natürlich ist es denkbar, dass Sportlerinnen und Sportler, die sonst eher einen Bogen um muffelige und angeschimmelte Gruppenduschräume machen, sich in Anbetracht der steigenden Energiekosten überlegen, sich doch der Gefahr von Fußpilz auszusetzen. Aber auch darin ist kein erhöhter Energiebedarf zu erkenne, nur eine Verlagerung vom Bürger auf die Kommune. Wer Gruppenduschen nutzt, spart Energie.
Nur der Ordnung haber: Die EnSikuMav enthält an keiner Stelle die Empfehlung Duschen abzustellen.
Der Vorschlag der Verwaltung dient nur der Verschiebung des Problems und städtischer Kosten auf den Bürger.
Die Sportvereine hatten bereits in der Corona-Zeit aufgrund der Schließungen von Anlagen mit harten Einschnitten zu kämpfen. Wir haben seit der Lockerung dieser Maßnahmen alles getan, um Mitglieder zurückzugewinnen und Sportler:Innen zu ermutigen wieder in der Gemeinschaft Sport zu treiben. Seit Beginn des Ukraine-Krieges nehmen wir Flüchtlinge beitragsfrei in unseren Verein auf. Wir haben die Stadtverwaltung unterstützt in den zwischenzeitlichen Planungen Flüchtlinge in den Kabinenanlagen der Fußballplätze unterzubringen und unseren Mitgliedern diese Maßnahmen versucht zu erklären. Das jetzt wieder pauschal auf die Sportvereine eingedroschen wird, ohne vorher einen Kompromiss oder auch nur ein Gespräch zu suchen, enttäuscht uns als ehrenamtlich Tätige sehr.
Die vorgeschlagene Maßnahme stört unseren Sport empfindlich, denn es gehört, gerade im Mannschaftssport auch dazu nach Training und Spiel noch gemeinsam zu verweilen und sich auszutauschen. Aber das macht man durchgeschwitzt eher nicht.
Wer das Geld hat, wird den traditionellen Sportvereinen zukünftig wohl den Rücken kehren und sich das ständige Hin und Her (teil-)geschlossener Sportanlagen nicht mehr antun.
Ich würde mir von der Stadt Harsewinkel mehr Mut und Tatkraft wünschen, denn es wäre doch viel sinnvoller konkrete Maßnahmen der Energieeinsparung zu beschließen, wie z.B. sinnvolle Heizungsüberprüfungen und -einstellungen, Warmwasserzubereitung nur zu Spiel- und Trainingszeiten, Drosselung der Wassertemperaturen und auch eine Überprüfung und Anpassung der Lichtanalgen. Es gibt große Einsparpotentiale an den Sportanlagen.
Wir bitten den Rat davon abzusehen die Duschen der Sportanlagen zu sperren und stattdessen die Verwaltung zu beauftragen sinnvolle und echte Energiesparmaßnahmen zu prüfen und umzusetzten.“
(Textquelle:Jürgen Garnschröder/Vorsitzender Schwarz-Weiss Marienfeld)