Netzwerk Ess-Störungen Kreis GT: Essstörungen und Social Media, Fallstrick oder Auffangnetz?

Von links: Alina Skobowsky, Frauenberatung/Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt Gütersloh, Svenja Karweger, Beratung & Fachstelle für Suchtvorbeugung, Caritasverband für den Kreis Gütersloh e. V., Yvonne Hantke, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Gütersloh, Ruth Walter, Beratung & Fachstelle für Suchtvorbeugung, Caritasverband für den Kreis Gütersloh e. V. (Foto: Kreis Gütersloh).

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen… so sagt es der Volksmund. Für viele Jugendliche, aber auch für erwachsene Menschen verkehrt sich die Redensart jedoch ins genaue Gegenteil, für sie wird das Essen sprichwörtlich zum „roten Tuch“, sie leiden an Ess-Störungen.

Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Landläufig gelten sie im Kontext von Essstörungen als Gefahrenpotenzial, da Schönheitsideale widergespiegelt werden, die nicht der Realität entsprechen. Doch sind Soziale Medien im Kontext von Essstörungen wirklich nur Fallstricke oder können Sie auch ein Auffangnetz darstellen? Damit beschäftigte sich jetzt eine Veranstaltung, die vom Netzwerk Ess-Störungen des Kreises Gütersloh für ein Fachpublikum angeboten wurde. Die Referentinnen kamen von der Caritas Gütersloh und der Frauenberatungsstelle Gütersloh.

Eine Orientierung an unrealistischen Idealen in sozialen Medien kann sehr gefährlich werden. Auch Pro-Essstörungs-Inhalte im Netz können potentielle Gefahren darstellen. Diese bilden Essstörungen verherrlichend ab und beinhalten beispielsweise Handlungsanweisungen, Gebote, Glaubenssätze oder Hungerwettbewerbe, geschlossene Foren, deren Aufnahme an detaillierte Daten und Wünsche zum eigenen Aussehen gekoppelt sind und sogenannte Magercoaches. Gerade Letzteres geschieht häufig an der Grenze zur sexualisierten Gewalt. Es werden Nacktfotos von Nutzerinnen und Nutzern gefordert, die zum Teil noch minderjährig sind, um ihnen vermeintlich beim Abnehmen zu helfen. Die Fotos werden im Anschluss zur Erpressung verwendet.

Es gibt allerdings auch Seiten in den Sozialen Medien, die zur gesellschaftlichen Entstigmatisierung von Essstörungen beitragen können. Diese erkennen das Krankheitsbild an, beinhalten Hilfehinweise auf therapeutische Angebote und ausdrückliche Hinweise darauf, dass ein destruktiver Umgang mit der Essstörung nicht geduldet wird. Die Nutzung der Seiten unterliegt keinerlei Aufnahmekriterien.

Das Netzwerk Ess-Störung empfiehlt eine Auswahl an Hashtags und Accounts (unter anderem):

#selbstliebe – #normalizenormalbodies – #bodypositivity – #selflove – #respectmysize

@maedelsabende – @pink_stinks – @chessieking – @hanna_bohnekamp

Grundsätzlich zeigt sich, dass Kenntnis und Umgang mit potentiell gefährlichen Online-Inhalten sowie eine kritische Reflexion, der im Internet vermittelten Idealbilder als wichtige Medienkompetenz einzustufen sind.

Um einen Veränderungsprozess bei betroffenen Personen anzustoßen, kann ein Gespräch auf einer niederschwelligen Basis beginnen. Wichtig ist es für alle Menschen, die mit der gefährdeten Zielgruppe zu tun haben, ansprechbar, interessiert zu sein und offen ins Gespräch zu gehen. Hierfür bietet der Kreis Gütersloh zahlreiche Hilfs- und Beratungsangebote. Das Netzwerk Essstörungen im Kreis Gütersloh hat vor zwei Jahren die Broschüre Ess-Störungen neu aufgelegt. Diese beinhaltet neben allgemeinen Informationen zu Essstörungen einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung sowie die Hilfsangebote im Kreisgebiet. Diese sind erhältlich bei allen Mitwirkenden des Netzwerks.

Im Netzwerk Ess-Störungen, das 2010 gegründet wurde, engagieren sich:
  • die Schulpsychologie
  • die Abteilung Gesundheit des Kreises Gütersloh
  • die Bürgerinformation Gesundheit und Selbsthilfekontaktstelle (BIGS) des Kreises Gütersloh
  • die Caritas Sucht- und Drogenhilfe
  • die Frauenberatungsstelle/Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt Gütersloh
  • die pro familia Beratungsstelle Gütersloh
  • der Fachbereich Schule und Jugend der Stadt Gütersloh
  • die Gleichstellungsstelle des Kreises Gütersloh

 

(Text- und Bildquelle: Referat Presse – Kreis Gütersloh)