
Im Rahmen des letzten Themas dieser Reihe der Marienfelder Klostergespräche konnte Bärbel Tophinke, Stadt- und Gästeführerin, einen umfassenden und spannenden Einblick ins Hühnermoor mit seinen Herausforderungen geben. Im voll besetzten Bürgerhaus schilderte sie für das 8,5 Hektar große Hochmoor sowohl die Geschichte als auch Bedingungen für das Fortbestehen und Funktionieren dieser oft unterschätzten Naturoase.
„Dieser heute wunderbare Anziehungspunkt am östlichen Ortsrand von Marienfeld ist eine sicher viertausend Jahre alte Senke“, erklärte die Referentin und fügte hinzu, „eine Badewanne ohne Abfluss.“ Diese wird nur durch Regenwasser gespeist. Wasser und Land würden hier eine interessante Verbindung bilden. Außerdem wissen wir spätestens seit Abt Rulle und seit der Ballade vom Knaben im Moor von den schaurig schönen Geschichten zum Mythos des Moores.
Bärbel Tophinke stellte selbstverständlich die Verbindung zwischen Marienfelder Moor und dem Kloster her. Die Zisterzienser waren im Mittelalter die Profis, die im 12. Jahrhundert Marienfeld trocken legten. Das Hochmoor aber blieb. „Heute wissen wir dieses als Wasserspeicher, Klimaschützer und Heimat seltener Tiere und Pflanzen zu schätzen“, unterstrich Tophinke und benannte Scheiden-Wollgras und rundblättriger Sonnentau sowie Moosbeere und Glockenheide als wissenswerte Pflanzenbeispiele. „Für die Tierwelt dominieren im Naturschutzgebiet Eidechsen und Blindschleiche und eine riesige Vielfalt an Libellen“, fügte sie hinzu.
Gleichzeitig aber musste sie darauf hinweisen, dass der Baumrand um das Hühnermoor nicht zu üppig sein darf. Die Bäume entzögen der Senke zu viel Wasser und sind somit Wasserkonkurrenten zum Moor. Dieses aber müsse Vorrang zum Baum haben, auch weil es ein hochgradiger Speicher für Kohlenstoff ist. Die Verbuschung des Moores wird heute durch das Entkusseln, das Beseitigen von Kiefern- und Birkenbewuchs, zurückgehalten. Wenigstens zwei Diskussionsteilnehmer waren allerdings der Meinung, dass man der Natur im Hühnermoor doch freien Lauf lassen solle.
Sonja Thiemt, die Moderatorin des Abends, konnte erst zum Schluss des aufschlussreichen Gespräches zur spannenden Frage leiten, woher das Marienfelder Moor denn seinen Namen habe. Bärbel Tophinke legte sich aber nicht fest: „Vielleicht haben die Birkhühner den Namen geprägt.“ Allerdings könnte es auch sein, dass die Bauern während des 30-jährigen Krieges im Moor ihre Hühner vor Räubern versteckt hätten. Anhaltender, herzlicher Applaus bestätigte die ansprechende Leistung der versierten Referentin, die noch mit zwei wichtigen Hinweisen zum Moor- und Naturschutz die Zuhörer entließ: „Kauft grundsätzlich torffreie Blumenerde und meidet das Palmöl!“
(Text- und Bildquelle: Marienfelder Klostergespräche)