Der Schul-, Kultur- und Sportausschuss der Stadt Harsewinkel sprach sich bereits in seiner Sitzung am 12. Juli mehrheitlich dafür aus, dass auch in Harsewinkel die Wagenfeldstraße umbenannt werden soll.
Ortsheimatpfleger Thomas Wittenbrink wies schon im Februar mit einem Schreiben die Fraktionssprecher der Ratsparteien sowie Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide (SPD) darauf hin, dass auch in Harsewinkel eine Straße nach dem Rassisten und Unterstützer des Nazi-Regimes benannt ist und SPD, CDU und Grüne waren sich bei dem Thema schnell einig. In diesen Fraktionen ist man der Meinung, dass eine Umbenennung alternativlos ist und diese auch allen 108 betroffenen Anwohnern, die sich auf 66 Haushalte aufteilen, absolut zumutbar sei. Thomas Wittenbrink und Stadtarchivarin Nicole Kockentiedt wurden damit beauftragt, eine Liste mit Namensvorschlägen auszuarbeiten, welche sie dem Schul-, Kultur- und Sportausschuss der Stadt Harsewinkel im Vorfeld der Sitzung am 11. September vorlegten.
Neben Salomon Lorch standen als Straßennamensgeber auch die Geschwister Scholl, Anne Frank, Nelly Sachs, Jenny Aloni oder Ingeborg Bachmann zur Auswahl. Der Ausschuss hat sich für die Umbenennung in Salomon-Lorch-Straße ausgesprochen und folgte damit Empfehlung der Stadtarchivarin und des Ortsheimatpflegers. Salomon Lorch entstammte einer Familie jüdischen Glaubens, die mehr als 200 Jahre in Harsewinkel ansässig war und deren Ahnenlinie sich nach Auskunft der Stadtarchivarin bis in das Jahr 1730 zurückverfolgen lässt. Nach der Auswanderung der ortsansässigen jüdischen Familien verblieb Salomon Lorch als letzter Jude in Harsewinkel. Im Dezember 1941 wurde er von den Nationalsozialisten zunächst nach Münster verschleppt und von dort aus mit dem Zug deportiert. Am Kirchplatz in Harsewinkel erinnert ein Stolperstein an das traurige Schicksal von Salomon Lorch.
Die betroffenen Anlieger der Wagenfeldstraße erhalten bezüglich ihrer neuen Adresse einen Bescheid von der Stadtverwaltung. Die Kosten für Adressänderungen in Ausweisen trägt die Stadt Harsewinkel. Sämtliche Änderungen bei Dienstleistern, Versicherungen etc. sollen von den Anwohnern selbst übernommen werden. Geplant ist, dass für eine Übergangszeit zunächst beide Straßenschilder installiert bleiben sollen. Der dann alte Straßenname soll hierfür rot durchgestrichen sichtbar bleiben, um Anwohnern Zeit für die Umstellung zu geben.