Am vergangen Sonntag trafen sich rund 25 Personen auf dem jüdischen Friedhof an der AugustClaas-Straße um der Opfer der Novemberpogrome und der nationalsozialistischen Gewalt zu erinnern.
Während der Novemberpogrome war es in der Nacht vom 09. auf den 10. November deutschlandweit zu Übergriffen gegen jüdische Mitmenschen gekommen. In Harsewinkel kam es noch in der Nacht des 10. Novembers zu Übergriffen auf das Wohn- und Geschäftshaus der Familie Mendels, in deren Folge diese sich zur Auswanderung nach Australien entschloss. Stadtarchivarin Nicole Kockentiedt erinnerte zudem an das Schicksal Salomon Lorchs, dessen Deportation und Ermordung sich in diesem Jahr zum 80sten Mal jährt. In der Nacht des 10. Dezember 1941 musste Salomon Lorch sein Wohnhaus am Kirchplatz unter Zwang verlassen. Von dort aus brachte man ihn nach Münster, wo er gemeinsam mit weiteren Jüdinnen und Juden in das Konzentrationslager Riga deportiert worden ist. Wie lange Salomon Lorch nach seiner Ankunft in Riga lebte, ist unbekannt. Wahrscheinlich sei, dass der 65-Jährige bereits bei seiner Ankunft in Riga als arbeitsunfähig eingestuft und ermordet wurde.
Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide erinnerte daran, dass sowohl Salomon Lorch als auch die Familie Mendels in Harsewinkel geachtet und integriert waren. Umso erschreckender seien die Geschehnisse, die die Familie Mendels zur Ausreise zwangen und die zu Salomon Lorchs Deportation führten. Dergleichen zu verhindern sei die Aufgabe jedes Einzelnen, die sich aus dem ersten Artikel des Grundgesetzes ableite: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Die Gedenkveranstaltung wurde durch Jan S., einem Schüler der Musikschule für den Kreis Gütersloh, musikalisch mit der Trompete begleitet. Mit Stücken wie „Hevenu Shalom Alechem – Wir wollen Frieden für alle“ und „Hineh ma tow – Schön ists, wenn Brüder und Schwestern“ erklangen auf dem Friedhof zwei israelische Volkslieder, welche die Sehnsucht nach Frieden ausdrücken.
(Text- und Bildquelle: Stadt Harsewinkel)