Wie sieht die Zukunft der Gesundheit in Harsewinkel aus? Ihre Sprechstunde steht zur Diskussion!

Am Donnerstag, den 15. Juni 2023, um 19.30 Uhr lade ich als Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses ins Heimathaus Harsewinkel zu einem offenen Informations- und Diskussionsabend mit Vortrag herzlich ein. Bei dem Themenabend für interessierte Bürgerinnen und Bürger geht es um den evt. perspektivisch drohenden Ärztemangel in unserer Mähdrescherstadt. In den letzten Monaten bin ich immer wieder von besorgten Menschen, nicht nur älteren Mitmenschen, auf der Straße angesprochen worden.

Die Stille in Harsewinkel über dieses uns alle betreffende, sensible Thema verunsichert viele unter uns. Diesen an mich heran getragenen Impuls greife ich gerne auf und möchte mich als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses darum kümmern, die (auf-) drängenden Fragen nach der wohnortnahen ärztlichen Versorgung von Groß und Klein, von Jung und Alt in den offenen gesellschaftspolitischen Raum zu tragen.

Juan Carlos Palmier – Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses der Stadt Harsewinkel.

Eine erste, unabhängige Auftaktveranstaltung in das bisher kaum öffentlich diskutierte Thema speziell für Harsewinkeler, Greffener und Marienfelder Bürgerinnen und Bürger stellt dieser konzipierte Informations- und Diskussionsabend dar. Der informierende Einführungsvortrag „Wie sieht die Zukunft der Gesundheit in Harsewinkel aus?“ wird von dem eingeladenen Experten Uwe Borchers vom Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft Ostwestfalen-Lippe (zig) gehalten. Ende August 2023 wird das Thema dann erstmalig auf der politischen Tagesordnung des tagenden Sozial- und Gesundheitsausschusses stehen und sich die kommunale Fachpolitik damit befassen.

In OWL herrscht Hausärztemangel. So zu lesen in vielen regionalen Zeitungsartikeln der letzten Monate. Trifft das auch auf unsere stetig wachsende, junge Kommune zu, wird sich so mancher Harsewinkeler skeptisch fragen? Was ist eigentlich das Problem? Gibt es überhaupt ein Problem?

Gibt es zu wenige Hausarzt-, Familien- und Facharztpraxen? Oder ist das Problem die Entwicklung der Altersstruktur der niedergelassenen (Haus-) Ärzte in der Stadt, weil immer mehr Ärzte älter als 60 Jahre sind? Sie arbeiten und arbeiten und überschreiten sogar die 70 aus (Für-) Sorge um ihre eigenen älteren Patienten. Oder macht aktuell die Knappheit bei medizinischen Fachangestellten Sorge?

Für akute Gesundheitsprobleme reicht das Angebot aus. So die Meinung aus der Perspektive der Ärzte, mit denen ich in Vorbereitung auf die geplante Bürgerveranstaltung am 15. Juni 2023 persönlich gesprochen habe. Die gefühlte Sicht der wartenden Patientinnen und Patienten dürfte vielleicht eine andere sein. Auch unzufriedene Patienten habe ich leider erlebt.

Mögen die Statistiken auf dem Papier anderes aussagen und eine ausreichende Versorgung suggerieren, die Realität im Wartezimmer ist für so manchen stundenlang wartenden Kranken eine andere. Und das schlimme ist: Manche kommen ohne Weiteres nicht einmal mehr ins Wartezimmer hinein, weil vereinzelt Hausärzte keine weiteren neuen Patienten aufnehmen (können, weil sie am noch vertretbaren Limit sind). Auch das habe ich selbst als wartender Patient vor Ort wahrgenommen, beobachtet. Pikant, im Hinblick auf die älter werdenden Allgemeinmediziner, eine familienfreundliche, unersetzbare Stütze unseres Gesundheitssystems vor Ort, die schon bald in den wohlverdienten Ruhestand gehen werden.  Mittel- und langfristig scheint die Versorgung daher gefährdet.

Was die Lage bei der ärztlichen Versorgung so bedrohlich macht, ist die demographische Entwicklung. Das ist auf breiter Front unstrittig. Mehr Einigkeit besteht aber nicht. Der Nachbesetzungsbedarf scheint hoch zu sein. Doch gibt es geeignete und interessierte Nachfolger für die Praxen im ländlich geprägten Harsewinkel?

Das jüngste Beispiel im Herzen Harsewinkels zeigt, wie schwierig und langwierig es sein kann, eine patientenorientierte Nachfolgerin zu finden, die die Praxis im Sinne des engagierten Praxisgründers fortführt. In letzter Minute sozusagen. Die bangende Anspannung war an vielen unterschiedlichen Stellen in der Stadt deutlich zu spüren.

Wie kann man diesem Nachwuchsproblem begegnen? Herunter gebrochen auf die konkrete Situation vor Ort in unserer Mähdrescherstadt: Kann die Kommunalpolitik und die Stadtverwaltung, Hand in Hand, Hilfe gegen den Ärztemangel (überhaupt) anbieten? Und wenn ja, wie? Wie wirbt man um neue Hausärzte? Welche (noch zu schaffenden?) attraktiven Standortvorteile sind für junge Ärztinnen und Ärzte und ihren Partnern (!), für die Familie mit Kindern besonders wichtig und zum Leben in einer beschaulichen, mittelgroßen Stadt interessant? Immerhin haben wir es mit einer sich verändernden modernen Ärzteschaft zu tun. Die Work-Life-Balance spielt bei jüngeren Ärztinnen und Ärzten heute eine viel stärkere Rolle als früher.

Kann eine Kommune mit ihren begrenzten Möglichkeiten überhaupt helfen, Strukturen zu ermöglichen? „Da die Entscheidungen auf Bundesebene für die aktuelle Situation verantwortlich sind, möchte ich mich zum Weiteren nicht äußern.“, so die kurze Stellungnahme eines befragten Hausarztes aus Harsewinkel. Scheitern potentielle Ansiedlungsprojekte evtl. daran, dass es an modernen, vernünftigen und erschwinglichen Räumen fehlt?

Auf die sich zuspitzende Problemlage möchte ich als Vorsitzender des betreffenden Sozial- und Gesundheitsausschusses frühzeitig mit beiden Angeboten (einmal für die Zivilgesellschaft in Form der Veranstaltung am 15.06.2023 und dann im Fachausschuss für die Politik) hinweisen, um die qualitätsorientierte Patientenversorgung in Zusammenarbeit mit allen Akteuren langfristig zu sichern.

Noch ist Zeit, in aller Ruhe proaktiv, also agierend, nicht getrieben – reagierend, zu handeln. Also gestaltend nach guten Lösungen zu suchen. Und zwar mit allen Betroffenen. Aus den unglaublich vielen positiven Reaktionen und Rückmeldungen zu den geplanten (beiden) Veranstaltungsformaten wird die Notwendigkeit zum gewünschten, besonnenen Handeln deutlich.

Nach den Sommerferien möchte ich im Fachausschuss Ende August 2023  anregen – also auf der politischen Ebene – mit allen Fachkolleginnen und -kollegen –  Möglichkeiten zu eruieren. Gibt es eine realistische Chance einvernehmlich, nützliche und attraktive politische Rahmenbedingungen zu schaffen? Aus meiner persönlichen Wahrnehmung ist es fast sträflich, wenn unsere Kommune nicht im Rahmen ihrer unterstützenden Möglichkeiten vorbeugend tätig wird.

Wie sieht die Zukunft der medizinischen Versorgung in Harsewinkel aus? Welche Möglichkeiten, ja Chancen ergeben sich daraus?

Zu Wort sollen bewusst vor den Sommerferien interessierte, betroffene Bürgerinnen und Bürger kommen. Ärzte, Apotheker, medizinische Fachangestellte usw. dürften auch unter den Gästen im Publikum vertreten sein. Einige Zusagen liegen bereits vor.

Ich freue mich auf eine sensibilisierende, lösungsorientierte Diskussion am Donnerstagabend, zu der ich alle herzlich einlade. Die Ideen und Anregungen aus dem Abend werde ich gebündelt in den nachfolgend stattfindenden Sozial- und Gesundheitsausschuss mitnehmen, den Kolleginnen und Kollegen vorstellen.

(Text- und Bildquelle: Juan Carlos Palmier – Vorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses der Stadt Harsewinkel)