Am Montag, 11. September, jährte sich der Tag der wohnungslosen Menschen in Deutschland. Ein Anlass, um die Betroffenen, aber auch die Unterstützer und die allgegenwärtige Situation im Kreisgebiet sichtbar zu machen. Auch im Kreis Gütersloh, einem vergleichsweise wirtschaftsstarken Kreis, gibt es viele unterschiedliche Menschen, die auf Grund von Trennung, Kündigung des Mietverhältnisses, erschwertem Start ins Erwachsenenleben oder anderen sozialen Schwierigkeiten ihren Wohnraum verlieren werden oder bereits verloren haben. Die Betroffenen schaffen es oft nicht, die Situation aus eigener Kraft zu verändern. Denn entweder gab es bereits vor dem Wohnraumverlust psychische Belastungszustände oder auch Konsum von Suchtmitteln, die eine intensivere Unterstützung erfordern würden. Oder die persönliche Verfassung verschlechtert sich durch die Problemlage mit dem Wohnraum. Beide Lebenssituationen können oft vom Betroffenen nicht frühzeitig und eigenständig bewältigt werden und auch der Zugang zum Helfersystem ist im Kreisgebiet nicht immer ausreichend vorhanden.
An wen wendet man sich? Die Beratungsstellen sind hochfrequentiert und versuchen trotz der hohen Auslastung jedem Klienten gerecht zu werden, müssen dennoch auf Wartezeiten verweisen. Die Sozialämter können hinzugezogen werden. Und dennoch ist es für Betroffene oft schwierig eigenständig den passenden Rettungsanker zu finden, der dann auch beständig durch die Krise begleitet. Auf dem Wohnungsmarkt sind vor allem alleinstehende Männer und ältere Menschen benachteiligt. Die Konkurrenz ist groß und meistens auch der Wohnraum nicht bezahlbar für Menschen mit Sozialleistungsbezug. Insofern ist die Not groß, wenn der Wohnraum abhandengekommen ist. Auch die Fachkräfte im Kreis Gütersloh von der 2020 vom Ministerium ins Leben gerufenen Landesinitiative ‚Endlich ein Zuhause‘ kommen häufig mit diesen nahezu unlösbaren Situationen in Kontakt. Die sogenannten Kümmerer wurden eingesetzt, um Versorgungslücken besser schließen zu können und die Beratungsstellen zu entlasten. Zudem sollte durch niedrigschwellige Arbeit der Zugang ins Versorgungssystem für die Betroffenen erleichtert werden. Die Umsetzung dieser Idee ist in Rheda-Wiedenbrück mit Arne Buddeberg gelungen. Die Zusammenarbeit mit den Arbeitgebern vor Ort konnte die Lebenssituation von zahlreichen Werksarbeitern entscheidend verbessern und Wohnraumverluste rechtzeitig vermeiden. Nirusha Punniyamoorthy ist bei der Stadt Gütersloh für die Wohnraumakquise zuständig. Sie begleitet einzelne Klienten in den belasteten Lebenssituationen, stellt mit Ihnen Anträge für Wohngeld oder ähnliches und versucht Wohnraum für die Zielgruppe zu bekommen. In Halle (Westf.) ist seit Mai 2023 Petra Voß als Kümmerin tätig. Sie hat sich beim Mittagstisch der Kirche und beim Jobcenter einbinden lassen, um die Zielgruppen besser erreichen zu können. Eine enge Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt hilft ihr die Wohnungsnotfälle schneller abwenden zu können. Jeder Kümmerer kann bei Bedarf die aufsuchende Suchtberatung vom Sozialpsychiatrischen Dienst einbinden, um bestehende Krisensituationen und Suchtmittelkonsum abseits der Komm-Strukturen auffangen zu können. Marina Broelhorst ist seit März 2023 in dieser Funktion tätig und sucht Klienten im gesamten Kreisgebiet auf.
An einigen Orten im Kreisgebiet ist die Funktion des Kümmerers noch nicht besetzt. Es bleibt abzuwarten, ob die noch fehlenden Gemeinden nachziehen. Die Zahlen der Betroffenen steigen weiterhin, so dass ein Ausbau der Sozialarbeit und Unterstützungsangebote dringend erforderlich sei, so Broelhorst. Auch der Wohnungsmarkt lasse wenig Spielraum, so dass sich die Lösungsfindung auch zukünftig mühselig gestalten werde. Die Wintermonate stehen bevor und die Wetterverhältnisse werden bis zum Frühjahr den Druck erhöhen. So ist zu erwarten, dass sich die Lage weiter anspannen wird. Broelhorst: „Der Tenor ‚jeder könnte doch in Deutschland eine Wohnung haben‘ oder ‚selber Schuld‘ wird den Betroffenen nicht gerecht. Die Fachkräfte der Landesinitiative haben es überwiegend mit Menschen zu tun, die ihre Situation als beschämend empfinden, so dass dieser Zustand noch zusätzlich dazu führt, dass sich die Betroffenen ‚wegducken‘ und sich nicht trauen, die Situation offen zu benennen.“ Die Fachkräfte der Landesinitiative möchten im Rahmen des Tages der wohnungslosen Menschen erreichen, dass in der Gesellschaft ein Umdenken beginnt und mit mehr Mitgefühl auf Menschen in belasteten Lebenssituation geschaut wird.
Wer Unterstützungsbedarf hat oder solchen in seiner Umgebung beobachtet hat, oder Wohnungsangebote den Kümmerern anbieten möchte, kann sich an die Fachkräfte wenden:
- Arne Buddeberg (Rheda-Wiedenbrück): 05242-963293
- Nirusha Punniyamoorthy (Stadt Gütersloh): 05241-823163
- Petra Voß (Halle (Westfalen)): 05201-183178
- Marina Broelhorst (Suchtberatung Kreis Gütersloh): 05241-851693
(Text- und Bildquelle: Referat Presse – Kreis Gütersloh)