KuBi Vernissage & Ausstellungseröffnung „Die Passion“ – mit Johannes Schepp

Johannes Schepp erklärt in der Stadtbücherei die 2. Station aus seinem 27-teiligen Zyklus „Die Passion“.

Im Rahmen der Ausstellungsreihe GALERIE in der Stadtbücherei St. Lucia Harsewinkel präsentiert der KUBI Harsewinkel vom 2. Juni bis zum14. Juli die absolut sehenswerte Ausstellung von „Die Passion“ des profilierten Künstlers Johannes Schepp.

Noch in der Anfangsphase unserer KuBi-Ausstellungen in der Stadtbücherei lernten wir den  Maler Johannes Schepp vor etwa 10 Jahren kennen. Als noch junge Ausstellungs-Macher waren wir auf einen der profiliertesten Künstler im Kreis Gütersloh aufmerksam geworden, der in der regionalen Szene nicht nur wegen seiner Sommerakademien im Borgholzhausener Steinbruch einen herausragenden Ruf hatte. Sein Kunstunterricht im Versmolder Gymnasium muss einzigartig gewesen sein, geradezu legendär.

Bei der Sichtung seines Werkes stießen wir auf einen 27-teiligen Zyklus unter dem Titel „Passion“. Nicht nur wegen der zeitlichen und inhaltlichen Nähe zur vorösterlichen Zeit, sondern vor allem die multiplen Betrachtungsweisen  der ausdrucksstarken Grafiken passten gut in unser Ausstellungskonzept für das Jahr 2014.

Zur Person: Johannes Schepp, geboren 1936 in Aachen, studierte an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf als Schüler der Professoren Manfred Sieler sowie Bruno Goller. Seine erste Ausstellung hatte er 1963 im Suermont-Museum Aachen zusammen mit seinem Vater Helmuth Schepp, der eine Professur für Bildhauerei innehatte.

Johannes Schepp beschreibt die Entstehung seines Passions-Zyklus, der zwischen Juli und Dezember 1976 entstand.

Zitat: Nach dem Besuch eines Konzentrationslagers (Bergen-Belsen) habe ich den Stoff, den ich jahrelang in mir getragen hatte, plötzlich in einem anderen Licht gesehen. Das Geschehen der Passion, (Anmerkung:  die Verurteilung, der Kreuzweg, der Tod Jesu am Kreuz sowie die Auferstehung), trat aus seiner historischen Verhüllung und stand plötzlich nackt vor mir, so möchte ich den auslösenden Moment für diesen Zyklus beschreiben. Eine Israelreise im gleichen Jahr führte mich an die historischen Stätten …“. 

Etwa zehn Jahre nach unserer ersten Präsentation stellen wir die wesentlichen Aussagen des Zyklus in einen neuen Zusammenhang, besser gesagt, in einen aktuellen Zusammenhang. Schepp’s Thema war und ist der Genozid, der Völkermord, festgemacht an der Verfolgung und Ermordung von 6 Millionen Jüdinnen und Juden durch das Nazi-Regime.

Im Sommer des vergangenen Jahres, als sich abzeichnete, dass  Putin’s Angriffs-Krieg gegen die Menschen in der Ukraine sich in die Kategorie  eines gezielten Genozids entwickeln könnte, waren wir uns sicher, dass wir Schepp’s „Passion“ noch einmal zeigen müssten. Es erübrigt sich, Putins’s Motive, die er mit Spezialoperationen beschreibt, an dieser Stelle zu wiederholen. Man kann sich täglich in den russischen Medien vergewissern.

Die Bilder erklären sich von selbst. Dennoch sind sie untertitelt. Frappierend ist, dass einzelne Werke ca. 50 Jahre nach ihrer Entstehung einszueins in die aktuelle Wirklichkeit übertragen werden können, ein Deja-vu, wenn man so will. Vor allem beim Referenz-Bild, das in unserem Flyer abgebildet ist, sind Symbole für kriegerische Gewalt unmittelbar auf heute übertragbar. Schützenpanzer und Düsenflieger über einem von Not und Gewalt unterdrückten Menschen, im Hintergrund offenbar eine Kirche in typisch östlich-orthodoxer Architektur.

Wir wollen die Bilder für sich sprechen lassen. Eine anfänglich geplante Aufwertung des heutigen Abends etwa durch Vorlesen von themenorientierten Texten bekannter Schriftsteller fanden wir schwierig und ohne professionelle Unterstützung nicht leistbar. Wir laden Sie und Euch somit nur herzlich ein, sich die Arbeiten anzuschauen.

Angela und Johannes Schepp stehen für individuelle Fragen zur Verfügung. Im Hintergrund wollen wir die sog. Leningrader Symphonie von Schostakowitsch mitlaufen lassen. Die Widmung betraf den Widerstand und den späteren militärischen Sieg bei der deutschen Leningrader Blockade im zweiten Weltkrieg, in der von 1941 bis 1944 schätzungsweise eine Millionen Menschen verhungerten.

 

(Textquelle: Ludger Ströker/KuBi-Harsewinkel)